Präzise wie ein Keystone ist das neue Alterszentrum in die bestehende
Situation hineingefügt. Mit seiner Form reagiert der Baukörper auf die
Geometrie der dortigen Bebauung und schliesst die noch vorhandene Lücke
unterhalb des historischen Ortskerns. Das auf den ersten Blick steinerne
Gebäude täuscht. Grosse, hölzerne Fensterelemente, welche die
Sichtbeton-Fassade durchdringen, lassen das warme, wohnliche Innenleben des
Gebäudes erahnen. Der abgewinkelte Baukörper umschliesst zwei begrünte
Innenhöfe. Diese belichten und beleben die innere Erschliessung, die
Umgänge, die Sitznischen, sowie die beiden Treppenhäuser.
Städtebau
Maienfeld und die weiteren Orte der Bündner Herrschaft sind geprägt durch
ihre klar strukturierte Landschaft: kompakter historischer Ortskern,
terrassierte und mit Mauern umschlossene Gärten, Rebberge, mit Baumhecken
durchsetzte Wiesen sowie in der Ebene geometrisch geordnete
Landwirtschaftsparzellen. Das neue Alterszentrum fügt sich ins Ortsbild
zwischen Kern und Ebene und wird zu einer neuen Gartenparzelle, die
ebenfalls mit Mauern gefasst ist und ein atmosphärisches Innen kreiert. In
diesem Garten nun steht der neue, polygonale Baukörper. Seine Form
bezieht sich auf die Geometrie der angrenzenden Gärten und Gebäude. Er
bildet ein klares Gegenüber zu den Mehrfamilienhäusern im Osten und lässt
den Einfamilienhäusern im Westen des Grundstücks den nötigen Platz. Das
Alterszentrum ist über den Törliweg erschlossen. Eine bestehende Gartenmauer
führt zu Vorfahrt und Eingang und eine neue Wegverbindung von dort zum
Mühlebach und Schulhaus.
Gebäudestruktur
Organisiert ist das dreigeschossige Gebäude über zwei begrünte Innenhöfe,
die in den Obergeschossen zusammen mit dem jeweiligen Treppenhaus den
Schwerpunkt der Wohngruppen markieren. Um sie herum bildet ein Rundgang
nicht nur die Erschliessung zu den Zimmern, sondern mit seinen vielseitigen
Ausblicken und attraktiven Sitznischen auch einen Ort zum Verweilen. Die
Gruppenwohnräume, auch vom Rundgang her erschlossen, profitieren im Westen
von der Nachmittagssonne und können bei Bedarf zusammengelegt werden. Die
Dementenstation ist im ersten Obergeschoss untergebracht. Eine 280
Quadratmeter grosse, teilweise gedeckte Terrasse bildet den dazugehörenden
Garten. Auch das Erdgeschoss ist über die beiden Höfe zoniert. Im Norden
liegt, gut erschlossen und mit einer Anlieferung versehen die Lingerie und
der Küchentrakt, im Südosten sind die Büros und auch die Therapieräume
untergebracht.
Dazwischen liegt die klar formulierte, übersichtliche Eingangs- und
Erschliessungshalle. Das Zentrum des Gebäudes bildet die Cafeteria. Sie ist
über die Eingangshalle wie auch über das externe Wegnetz bestens
erschlossen. Ihre teilweise gedeckte, nach Westen gerichtete Terrasse zieht
auch externe Gäste an. Die Erweiterung ist als Aufstockung geplant und
beinhaltet eine Wohngruppe mit 13 Zimmern und dazugehörenden
Nebenräumen.
Konstruktion und Material
Konstruiert ist das Gebäude aus Beton und Holz. Während der Beton die
Primärkonstruktion übernimmt, ist der (innenisolierte) Ausbau aus Holz
gefertigt. Das zeichnet sich schon an der Fassade ab. Grosse, hölzerne
Fensterelemente, welche die Sichtbeton-Fassade durchdringen, lassen das
Material des Innenausbaus erahnen. Ganz ähnlich ist es mit der Innenfassade
zum Rundgang und Hof. Dort wechseln sich Betonscheiben mit leicht
zurückversetzten, hölzernen Eingangsfronten der Zimmer ab. Daneben sind die
Höfe veränderlich grün, sie sind mit Reben bewachsen.
Garten
Der Garten des Alterzentrums ist mit Mauern gefasst. Je nach Lage und
Anforderung sind diese Mauern mannshoch wie im Osten des Areals oder eher
niedrig und gut überblickbar im Westen. Kleine Plätze, die mit dem Rundweg
ums Gebäude ein zusammenhängendes System bilden, definieren Aufenthaltsorte
ganz unterschiedlicher Ausprägung. Die Ostseite des Alterszentrums ist
primär die geschäftige Ankunftseite mit Haupteingang und Parkierung. Je
weiter man sich zum Mühlebach hin bewegt, desto mehr wird das Areal zum
beschaulichen Garten, der sich dann Richtung Westen mit Gartenterrasse zum
offenen Gelände öffnet. Die Hangseite steht dann ganz im Einfluss der
bereits bestehenden Mauern und dahinterliegenden Gärten. Die Parzelle am
Törliweg bleibt möglichst in ihrer Gesamtheit erhalten und wird als
Pflanzgarten des Hauses genutzt.
Generell werden mögliche Fusswegbeziehungen zwischen Aeuli beziehungsweise
Törliweg und Schulhaus durchs Gelände geführt. Damit wird das Alterszentrum
an Maienfeld angebunden und ein Stück weit zum Städtli hin geöffnet. Das
gegenüber dem Terrain leicht erhöhte Erdgeschoss ist mit Rampen erschlossen.
Die brüstungshohen Gartenmauern schaffen zusammen mit einer Rampe zum Bach
einen Ort, der beispielsweise ein Kneippbad inmitten der Natur aufnehmen
kann.
Der neu gepflanzte Baumbestand orientiert sich am bestehenden
Gehölzsortiment in der freien Heckenlandschaft: Eichen, Eschen, Ahorn. So
wird eine Erdverbundenheit vermittelt und Bekanntes verstärkt und weiter
belebt. Am Bach prägen zusätzlich Schwarzerlen den Charakter des
Ufers.