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Alterszentrum Bündner Herrschaft
Maienfeld
Wettbewerb 2008
Stiftung Alterszentrum Bündner Herrschaft
Thomas Schregenberger GmbH
Thomas Schregenberger, Andrzej Egli, Stefan Schüpbach
Landschaftsarchitektur: André Schmid

Präzise wie ein Keystone ist das neue Alterszentrum in die bestehende Situation hineingefügt. Mit seiner Form reagiert der Baukörper auf die Geometrie der dortigen Bebauung und schliesst die noch vorhandene Lücke unterhalb des historischen Ortskerns. Das auf den ersten Blick steinerne Gebäude täuscht. Grosse, hölzerne Fensterelemente, welche die Sichtbeton-Fassade durchdringen, lassen das warme, wohnliche Innenleben des Gebäudes erahnen. Der abgewinkelte Baukörper umschliesst zwei begrünte Innenhöfe. Diese belichten und beleben die innere Erschliessung, die Umgänge, die Sitznischen, sowie die beiden Treppenhäuser.

Städtebau
Maienfeld und die weiteren Orte der Bündner Herrschaft sind geprägt durch ihre klar strukturierte Landschaft: kompakter historischer Ortskern, terrassierte und mit Mauern umschlossene Gärten, Rebberge, mit Baumhecken durchsetzte Wiesen sowie in der Ebene geometrisch geordnete Landwirtschaftsparzellen. Das neue Alterszentrum fügt sich ins Ortsbild zwischen Kern und Ebene und wird zu einer neuen Gartenparzelle, die ebenfalls mit Mauern gefasst ist und ein atmosphärisches Innen kreiert. In diesem Garten nun steht der neue, polygonale  Baukörper. Seine Form bezieht sich auf die Geometrie der angrenzenden Gärten und Gebäude. Er bildet ein klares Gegenüber zu den Mehrfamilienhäusern im Osten und lässt den Einfamilienhäusern im Westen des Grundstücks den nötigen Platz. Das Alterszentrum ist über den Törliweg erschlossen. Eine bestehende Gartenmauer führt zu Vorfahrt und Eingang und eine neue Wegverbindung von dort zum Mühlebach und Schulhaus.

Gebäudestruktur
Organisiert ist das dreigeschossige Gebäude über zwei begrünte Innenhöfe, die in den Obergeschossen zusammen mit dem jeweiligen Treppenhaus den Schwerpunkt der Wohngruppen markieren. Um sie herum bildet ein Rundgang nicht nur die Erschliessung zu den Zimmern, sondern mit seinen vielseitigen Ausblicken und attraktiven Sitznischen auch einen Ort zum Verweilen. Die Gruppenwohnräume, auch vom Rundgang her erschlossen, profitieren im Westen von der Nachmittagssonne und können bei Bedarf zusammengelegt werden. Die Dementenstation ist im ersten Obergeschoss untergebracht. Eine 280 Quadratmeter grosse, teilweise gedeckte Terrasse bildet den dazugehörenden Garten. Auch das Erdgeschoss ist über die beiden Höfe zoniert. Im Norden liegt, gut erschlossen und mit einer Anlieferung versehen die Lingerie und der Küchentrakt, im Südosten sind die Büros und auch die Therapieräume untergebracht.


Dazwischen liegt die klar formulierte, übersichtliche Eingangs- und Erschliessungshalle. Das Zentrum des Gebäudes bildet die Cafeteria. Sie ist über die Eingangshalle wie auch über das externe Wegnetz bestens erschlossen. Ihre teilweise gedeckte, nach Westen gerichtete Terrasse zieht auch externe Gäste an. Die Erweiterung ist als Aufstockung geplant und beinhaltet eine Wohngruppe mit 13 Zimmern und dazugehörenden Nebenräumen.

Konstruktion und Material
Konstruiert ist das Gebäude aus Beton und Holz. Während der Beton die Primärkonstruktion übernimmt, ist der (innenisolierte) Ausbau aus Holz gefertigt. Das zeichnet sich schon an der Fassade ab. Grosse, hölzerne Fensterelemente, welche die Sichtbeton-Fassade durchdringen, lassen das Material des Innenausbaus erahnen. Ganz ähnlich ist es mit der Innenfassade zum Rundgang und Hof. Dort wechseln sich Betonscheiben mit leicht zurückversetzten, hölzernen Eingangsfronten der Zimmer ab. Daneben sind die Höfe veränderlich grün, sie sind mit Reben bewachsen.

Garten
Der Garten des Alterzentrums ist mit Mauern gefasst. Je nach Lage und Anforderung sind diese Mauern mannshoch wie im Osten des Areals oder eher niedrig und gut überblickbar im Westen. Kleine Plätze, die mit dem Rundweg ums Gebäude ein zusammenhängendes System bilden, definieren Aufenthaltsorte ganz unterschiedlicher Ausprägung. Die Ostseite des Alterszentrums ist primär die geschäftige Ankunftseite mit Haupteingang und Parkierung. Je weiter man sich zum Mühlebach hin bewegt, desto mehr wird das Areal zum beschaulichen Garten, der sich dann Richtung Westen mit Gartenterrasse zum offenen Gelände öffnet. Die Hangseite steht dann ganz im Einfluss der bereits bestehenden Mauern und dahinterliegenden Gärten. Die Parzelle am Törliweg bleibt möglichst in ihrer Gesamtheit erhalten und wird als Pflanzgarten des Hauses genutzt.
Generell werden mögliche Fusswegbeziehungen zwischen Aeuli beziehungsweise Törliweg und Schulhaus durchs Gelände geführt. Damit wird das Alterszentrum an Maienfeld angebunden und ein Stück weit zum Städtli hin geöffnet. Das gegenüber dem Terrain leicht erhöhte Erdgeschoss ist mit Rampen erschlossen. Die brüstungshohen Gartenmauern schaffen zusammen mit einer Rampe zum Bach einen Ort, der beispielsweise ein Kneippbad inmitten der Natur aufnehmen kann.
Der neu gepflanzte Baumbestand orientiert sich am bestehenden Gehölzsortiment in der freien Heckenlandschaft: Eichen, Eschen, Ahorn. So wird eine Erdverbundenheit vermittelt und Bekanntes verstärkt und weiter belebt. Am Bach prägen zusätzlich Schwarzerlen den Charakter des Ufers.