Erläuterungen zum Projekt
Das vom Architekten Hermann Weideli 1934 erstellte Gebäude an der Nüschelerstrasse 24 ist Teil des
grossartigen Oeuvres des Architekten. Seine mit Robert Bischoff zusammen erstellten Grossbauten im Zentrum
von Zürich, das gleich gegenüber gelegene Kaufleuten zum Beispiel, der Kollerhof an der Langstrasse oder die
Denzlerhäuser am Bellevue mit dem höchst eleganten Café Odeon sind Teile davon. Die enge Verbindung von
Architektur, Kunsthandwerk und künstlerischem Schmuck war Programm der damals noch jungen Architekten.
Ihre Suche nach der „zeitgemässen Architektur für die Grossstadt“ führte zum Verzicht auf das historische
Formenvokabular und eine Erneuerung der modernen Baukunst aus regionaler Stiltradition und handwerklicher
Qualität. Ihre oft mächtigen Gebäudevolumen sind geschickt gegliedert, die ornamentlosen, rauen Stein- und
Putzflächen sind meist von künstlerisch bearbeiteten Fensterleibungen und reliefgeschmückten Erkern
unterbrochen. Alle ihre Bauten zeugen von der Vision einer weltgewandten Grossstadt Zürich.
Auch wenn das zum Spätwerk von Hermann Weideli zählende Gebäude an der Nüschelerstrasse 24 nicht ganz
so prominent ist wie die oben erwähnten Bauten, so ist doch die grosse Sorgfalt und Sicherheit in der
Gestaltung wie der Konstruktion des Gebäudes augenfällig. Gliederung und Rhythmus der Fassaden sind auch
hier wichtige Elemente der Architektur, die über das Gebäude hinweg den ganzen Strassenzug prägen. Vertikale,
erkerähnliche Volumen wechseln sich ab mit grossflächigen Fensterfronten und den vorgelagerten Balkonen.
Diese turmartigen Elemente greifen bis über die Traufe hinaus in die Dachfläche hinein, wo sie mit einem
vorstehenden, profilierten Betonelement zum Abschluss gelangen. Die Fassade ist einfach aber präzise
detailliert. Die Fenster sind wohl proportioniert und mit einem schon fast kubisch wirkenden Fensterbank
versehen, im Dachgeschoss verbinden sich Brüstungsabdeckungen mit Fensterbänken, Fallrohre werden zu
architektonischen Elementen. Das ehemalige Apartmentgebäude ist auch konstruktiv sehr sorgfältig aufgebaut.
Grosse Betonträger, auf etwas mehr wie einen Meter in den Raum hineingestellten Stützen überspannen den
ehemaligen Saal im Erdgeschoss. Darüber teilen zwei Stützenreihen mit ihren dazugehörenden Unterzügen die
Gebäudetiefe in drei gleiche Spannweiten. Im mittleren Feld waren ursprünglich die Bäder und die Erschliessung
untergebracht, in den aussenliegenden die Wohnräume.
Der hier vorliegende Erneuerungsvorschlag geht gezielt auf die Qualitäten des Gebäudes ein. Idee ist es,
möglichst behutsam mit der Bausubstanz umzugehen. Diesem Vorgehen liegt nicht so sehr nur eine
denkmalpflegerische, sondern viel mehr auch eine qualitätssichernde Haltung zu Grunde. So soll die stolze,
städtische Fassade des Gebäudes zwar saniert, aber in ihrem Ausdruck erhalten bleiben. Die später montierten
Sonnenstoren werden entfernt, der Putz partiell erneuert und die eher groben Fenster durch elegantere,
technisch leistungsfähigere ersetzt. Die ehemaligen Rollladen machen Stoffstoren platz und die Balkongeländer
werden an die heutigen Sicherheitsstandards angepasst. Die Fassaden sind aus bauphysikalischen,
baurechtlichen und architektonischen Gründen auch innen nicht zusätzlich isoliert. Trotzdem können die
Heizwärmeverluste durch die Sanierung um bis zu 60 % reduziert werden. Zusätzlich sorgt ein intelligentes
Wärme-Kälte Austauschsystem für grosse energetische Effizienz (siehe technische Beschreibung).
Die grössten Eingriffe ins bestehende Gebäude gelten der Erdbebenertüchtigung, den neuen WC-Anlagen und
dem Lifteinbau. Die statischen Massnahmen konnten mit den Sanitären Anlagen kombiniert und somit einfach
und platzsparend gelöst werden, während sich mit dem Lifteinbau die Chance bot, das bestehende
Treppenhaus neu und grosszügiger zu Gestallten. Anstelle des bestehenden Lifts bringt nun ein grosszügiges
Treppenauge viel Raum und Licht, und damit einen Hauch von Grandezza in die Treppenanlage. Ein neues,
elegantes Treppengeländer, Wand- und Bodenbeläge aus Naturstein im Eingangsgeschoss und üppige Leuchter
unterstreicht diese Stimmung noch. Alle diese Massnahmen sollen dem Gebäude einen neuen, repräsentativen
Auftritt verleihen, eine neue Selbstsicherheit, die ihm gebührt.
Technischer Bericht
Energie / Heizwärmebedarf
Der rechnerische Heizwärmebedarf nach SIA 380/1 ergibt sich zu 313 MJ/m2 und liegt somit doppelt so hoch
wie der Grenzwert nach den derzeit gültigen Wärmedämmvorschriften des Kantons Zürich. Da alle Bauteile
welche vom Umbau betroffen sind gemäss den Einzelbauteilvorschiften energetisch saniert werden ist das
Projekt jedoch trotzdem voll bewilligungsfähig. ,Ein niedrigerer Heizwärmebedarf im Bereich des derzeit gültigen
Umbau Grenzwertes, kann nur durch die Anbringung von mindestens 12cm Aussenwärmedämmung an der
Fassade erreicht werden. Eine geringere Dämmmassnahme ist bewilligungstechnisch nicht realisierbar. Um das
architektonische Bild des Gebäudes behalten zu können wurde deswegen auf diese Sanierungsmassnahme
verzichtet.
Mit den geplanten Sanierungsmassnahmen können die Heizwärmeverluste trotzdem um ca. 50-60% gegenüber
dem Ist-Zustand gesenkt werden, was einer deutlichen Energieeinsparung entspricht. Das Minergie-Label kann
allerdings nicht erreicht werden.
Lärmschutz
Die Nüschlerstrasse ist vom Strassenlärm belastet, der berechnete Beurteilungspegel für die vorgesehene
Büronutzung an der Strassenfassade beträgt: Tags Lr=68 dB.
Nachfolgend sind überschlägige Werte für den Schallschutz der Fenster (Wert für Fenster im eingebauten
Zustand) angegeben:
Hoffassade: R’w + Ctr = 28 dB, d.h. z.B. R’w (Ctr) = 33 (-5) dB, Normalglas
Strassenfassade, Einzel- bzw. 2er-Büro: R’w + Ctr = 36 dB, d.h. z.B. R’w (Ctr) = 41 (-5) dB, Schallschutzglas
Strassenfassade, Grossraumbüro mit ca. 280 m3 Raumvolumen – bei Ausschluss späterer Unterteilung in
Einzel- bzw. 2er-Büros:
R’w + Ctr = 28 dB, d.h. z.B. R’w (Ctr) = 33 (-3) dB, Normalglas
Falls die geplanten Grossraumbüros in Zukunft auch flexibel als Einzelbüros umfunktioniert werden sollen
empfehlen wir die Auslegung der Fenster schon heute für diese Situation, sprich mit einem Schallschutz von R’w
+ Ctr = 36 dB.
Massnahmen Tragkonstruktion
Die Eingriffe bezüglich Tragkonstruktion beschränken sich auf Massnahmen zur Erdbebenertüchtigung und den
Lifteinbau, wobei dessen Schacht die Erdbebensicherheit ebenfalls verbessert. Der Widerstand in Querrichtung
des Gebäudes wird erhöht, indem bei den seitlichen Treppenhauswänden über alle Geschosse durchgehend
eine Vorsatzkonstruktion mit fachwerkartig zusammengesetzten Stahlprofilen erstellt wird. In Längsrichtung wird
der Liftschacht mit den anschliessenden Wandstücken sowie die Frontwand der Toilettenanlage für die
Stabilisierung verwendet. Zur Gewährleistung der nötigen Einspannung im Untergrund werden die zusätzlichen
Stabilisierungsfachwerke im Untergeschoss als Wände betoniert und mit Mikropfählen fundiert. Die
Scheibenwirkung der Geschossdecken für die Abtragung der Horizontalkräfte wird bei Bedarf mit
Klebebewehrungen an den Deckenuntersichten verbessert.
Raumklima Büro
Eine Büronutzung hat im Betrieb vor allem zu viel Wärme. Die Wärmen kommen von Beleuchtung, PC, Personen
und in der warmen Jahreszeit durch die Fassade. Diese Wärme des Bürobetriebs entsteht immer ausser in der
Nacht und an Wochenenden. Aus diesem Grunde ist es positiv, wenn die Fassade einen Teil der Raumkühlung
übernehmen kann. In der warmen Jahreszeit muss sowieso gekühlt werden, dies ist aber nur während 2-3
Monaten im Jahr der Fall. Aus dieser Betrachtung wurde die Gebäudeversorgung gewählt.
Kälte
Es wird für die Kühlung ein Kaltwassernetz in den zwei Hauptsteigzonen für die Raumkühlung vorgesehen. Die
Raumkühlung ist je nach Bedarf als Mieterausbau mit Kühldecken, Kühlsegel, Umluftkühler usw. vorgesehen. Es
wird mit einer mittleren Kühlleistung von 30W/m die Kälteleistung zur Verfügung gestellt. Daraus ergibt sich
eine Kälteleistung von rund 75kW.
Das Gebäude soll energetisch einen guten Betrieb bekommen, ohne die Fassade zu erneuern. Dies wird mit
Energieverschiebungen von Tag (Kühlung) und Nacht (im Winter heizen) erbracht. Das heisst in der Nacht wird
bei zu kühlen Räumen geheizt und am Tag bei zu warmen Räumen gekühlt. Dabei wird die benötigte Wärme in
der Nacht aus einem Eisspeicher bezogen, welcher dann am Tag für die Raumkühlung zur Verfügung steht.
Dadurch lässt sich gleichzeitig betrieblich günstig Kälte- und Wärmeenergie erzeugen.
Die Kälteerzeugung wird zusammen mit dem Eisspeicher auf 50kW festgelegt. Die Heiz- und Rückkühlleistung
beträgt dann rund 80kW. Die Rückkühlung mit Ansaug- und Ausblasquerschnitten à 2m2 ist im Estrich
angeordnet.
Heizung
Die Wärmeleistung für das Gebäude bei Aussentemperaturen von -8°C liegt bei rund 90kW. Diese
Wärmeleistung wird hauptsächlich durch die Kältemaschine erbracht, welche auch als Wärmepumpe betrieben
wird. Bis zu einer Aussentemperatur von 3°C kann mit der Rückkühlung via Aussenluft die Wärmepumpen-
Kältemaschine betrieben werden. Unter der Aussentemperatur von 3°C wird für den Wärmepumpenbetrieb nur
noch die Abwärme aus dem Bürogeschoss und die Rauchgaskondensation des Gaskessels genutzt
(Teillastbetrieb).
Um eine gesicherte Wärmeerzeugung zu haben wird die Gasleitung für den Gaskessel ins Haus gezogen. Es
wird ein kondensierender Gaskessel vorgesehen, bei welchem die Rauchgaskondensation als Wärmequelle für
die Wärmepumpe genutzt wird. Für die Wärmeabgabe in den Büros wird im Fensterbereich mit
Ventilationskonvektoren die nötige Heizleistung mit optimalen Heiztemperaturen eingebracht. Die Heizkörper
sind nur bei ganz kalten Tagen in Betrieb sowie in der Nacht und an den Wochenenden.
Das Trinkwarmwasser wird durch die Heizung zentral erzeugt. Im Sommer erfolgt die Erwärmung durch die
Kältemaschinenabwärme.
Lüftung
Die Räume werden nicht gelüftet, da es zu grosse statische und bauliche Eingriffe mit entsprechender
Kostenfolge erfordert. Die WC-Räume werden mit Abluftventilatoren gelüftet. Diese werden präsenzabhängig
und mit Nachlaufprogramm betrieben.
Sanitär
Alle Nasszellen werden neu erstellt und mit allen erforderlichen Sanitärapparaten versehen. Bei Bedarf können
an der zweiten Steigzone Zusätzliche Nasszellen erstellt werden.
Elektroanlagen
Die Elektrohauptverteilung wird ersetzt oder je nach Zustand für die neuen Gegebenheiten saniert. Für die
Notbeleuchtung in den Treppenhäuser und den Fluchtwegen wird eine zentrale Notlichtanlage empfohlen. Die
Elektroinstallationen für die neuen Heizungs-Anlagen werden komplett neu erstellt. Die allgemeinen elektrischen
Installationen im 1.Untergeschoss und in den Treppenhäuser werden gemäss den gültigen Normen angepasst.
Im Erdgeschoss sind keine Anpassungen der elektrischen Installationen vorgesehen.
In den Fluchtwegen wird eine konforme Notbeleuchtung eingebaut. Die Treppenhäuser werden mit einer neuen
Beleuchtung ausgestattet.
In den Büros 1.OG bis DG wird ein Grundausbau realisiert. Dieser umfasst im Wesentlichen:
- Neue Steigzonen 1.UG bis DG
- Starkstromerschliessung der Mietflächen ab Hauptverteilung.
- Schwachstromerschliessung der Mietflächen ab Übergabestelle
- Neue Elektroverteilungen
- Reinigungssteckdosen im der Nähe der Treppenhäuser
- Sockelkanal an der Fassade inkl. dessen Erschliessung mit Kabelkanälen
- Arbeitssteckdosen in den Sockelkanälen
- Elektrische Storen über zentrale Wetterstation gesteuert
- Beleuchtungsinstallationen in allen Nasszellen
Die übrigen elektrischen Installationen in den Büros 1.OG bis DG erfolgen durch die Mieter. Dies sind unter
anderem die Beleuchtung, die universelle Kommunikationsverkabelung, ergänzende Steckdoseninstallationen,
Storeneinzelbedienungen und die Erschliessung der innenliegenden Arbeitsplätze. Die Erschliessung der inneren
Arbeitsplätze kann durch den Mieter über eine zusätzliche Verkleidung der Stützen erfolgen, oder über
Mediensäulen von der abgehängten Decke gespiesen werden.
Behindertengerechtes Bauen
Der bestehende Lift kann zwar Modernisiert werden, die durch die Treppenläufe gegebene maximal Breite
erlaubt aber keinen Einbau einer behindertengerechten Liftkabine (1.10m, bedingt zulässig bei Umbau 1.0m). Der
neue Lift beim Haupttreppenhaus positioniert erfüllt sämtliche Normen. Auf jedem Geschoss ist ein
behindertengerechtes WC angeordnet.
Brandschutz
Für eine maximale Flexibilität der Büronutzung auch mit offenen Bereichen muss das zweite Treppenhaus als
Fluchttreppenhaus saniert werden. Das bedeutet dass die Einbauten im Erdgeschoss zurückgebaut werden
müssen. Zusätzlich wird das Treppenhaus wieder ins 4. Obergeschoss geführt, damit auch dieses Flächen
optimal genutzt werden können. Im Dachgeschoss muss die maximale Fluchtweglänge von 20m durch einen
Korridor gewährleistet werden.